Hund bellt Menschen an: Tipps zum Abgewöhnen

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Hundeexperte

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Ein Hund bellt einen Menschen an

Dein Hund bellt Menschen an und du möchtest dieses unerwünschte Verhalten abstellen? Bellen ist eine normale Lautäußerung, die Haushunde zur Kommunikation nutzt. In diesem Artikel erklären wir dir, warum dein Hund Menschen, Fremde und Nachbarn anbellt. Außerdem geben wir dir zahlreiche Tipps, um das Bellen abzustellen.

Keyfacts: Das kannst du tun, wenn dein Hund Menschen anbellt

Wenn dein Hund Menschen anbellt, muss zuerst die Ursache geklärt werden. Oftmals handelt es sich um Verunsicherung oder territoriales Verhalten. Je nach Ursache sollte mit mehr Sicherheit oder konsequenter Abschreckung des Hundes reagiert werden.

Manchmal ist dein Vierbeiner aufgeregt oder sucht nach Aufmerksamkeit. Manchmal bellt und knurrt er Fremde an, weil er sie als Bedrohung wahrnimmt und versucht, dich zu schützen. Übermäßiges Bellen kann jedoch Probleme verursachen. Es kann deine Nachbarn verärgern oder es dir erschweren, mit ihm spazieren zu gehen. Es kann auch ein Zeichen dafür sein, dass dein Hund ängstlich ist oder ein dominantes Verhalten zeigt, das behandelt werden muss.

Hier sind die verschiedenen Gründe, warum dein Hund Menschen anbellt, und wie du reagieren kannst, wenn es außer Kontrolle gerät.

Dein Hund bellt Menschen an? Gründe und Situationen für das übermäßige Bellen

Verunsicherung und Angst

Oftmals bellt dein Hund Menschen an, weil er Angst hat, unsicher oder gestresst ist. Achte aber auch auf andere körperliche Anzeichen. Er geht auf und ab, legt die Ohren und den Schwanz an und hechelt. Er kann sich auch übermäßig lecken oder kratzen oder sehr anhänglich sein.

“Stressbellen” aus Angst kann verschiedene Ursachen haben.

  • Ungewöhnliche Geräusche: Geräusche sind Reize, die schnell das warnende Bellen eines Vierbeiners auslösen können. Ein Geräusch im Treppenhaus kann Angst beim Hund auslösen und führt in dieser Situation zu lautstarkem Bellen.
  • Trauma: Manche Hunde haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht und sind traumatisiert. Sie können von Menschen missbraucht oder vernachlässigt worden sein. Vielleicht hat dein Hund vor kurzem einen Unfall oder eine große Veränderung erlebt oder er hat eine Phobie gegen etwas in seiner Umgebung entwickelt.
  • Trennungsangst: Welpen haben vielleicht noch Angst vor der neuen Umgebung, so dass sie bellen und winseln, wenn du den Raum verlässt. Ältere Hunde, die unter Hör- oder Sehverlust leiden, können auch anhänglich werden, weil sich ihre einst vertraute Welt anders anfühlt. Bei Trennungsangst benötigt dein Hund Sicherheit, um von einem unsichern Hund zu einem ausgeglichenen Vierbeiner zu werden.
  • Genetische Veranlagung: Einige Hunderassen haben ein höheres Risiko für Angstzustände und reagieren empfindlicher auf Menschen und Lärm oder haben Angst vor Fremden. Bei vielen Vierbeinern ist alarmierendes Bellen ein rassetypisches Verhalten. Besonders bei territorialen Hunderassen.
Ein Hund bellt aus Angst Menschen am Zaun an

Pubertät

Die Pubertät tritt bei Hunden zwischen 7 Monaten und 2 Jahren ein und dauert bis zu 24 Monate. Diese Phase bringt eine Menge hormoneller und emotionaler Schwankungen mit sich, die sich in einem plötzlichen Anstieg des “reaktiven Bellens” äußern können. Genau wie bei Menschen auch.

Reaktives Bellen wird durch jede starke Emotion oder Reaktion auf die Umgebung ausgelöst. Es kann Aufregung, Neugier, Sorgen oder sogar den Wunsch nach Aufmerksamkeit und Interaktion ausdrücken.
Heranwachsende Hunde können alles und jeden anbellen oder anknurren, der vorbeikommt. Oft handelt es sich aber um das fordernde Bellen.

Sie können deutlich störrischer sein und bellen, um ihre Unzufriedenheit auszudrücken, wenn du sie daran hinderst, das zu tun, was sie wollen.

Das bedeutet nicht, dass heranwachsende Hunde aggressiv sind. Stattdessen sind sie einfach nur energiegeladen, reizbar und impulsiv – genau wie Menschen.

Greifst du in der Pubertät nicht durch, bekommst du schnell ein erlerntes Bellen und wirst dieses unerwünschte Verhalten schwer wieder los.

Territoriales Verhalten

Einige Hunde können sehr besitzergreifend und territorial sein und bellen oder knurren, wenn sich Menschen ihrem Zuhause oder ihrem Eigentum (z. B. Näpfe, Spielzeug oder gefundene Gegenstände) nähert.

Diese Eigenschaft kann bei Hütehunden und Wachhunden sehr stark ausgeprägt sein, da sie genau dafür gezüchtet wurden, ihr Revier zu schützen. Gerade wenn der Hund im Garten ständiges Bellen zeigt, hast du es oft mit einem territorial veranlagten Vierbeiner zu tun.

Da dieses Verhalten gefährlich sein kann – vor allem, wenn dein Hund auch noch beißt -, ist es wichtig, einzugreifen, entweder durch eine Gehorsamkeitsschule oder durch die Zusammenarbeit mit einem Trainer, der auch etwas von Hundepsychologie versteht.

Einen aggressiven Hund kannst du durch viel Training und konditionierte Entspannung umerziehen. Das ist viel Arbeit, aber am Ende ist es der liebste Hund der Welt.

Freude und normale Kommunikation

Bellen kann ein Teil der normalen Interaktion sein. Manche Hunderassen sind sogar gerade deshalb so beliebt, weil sie sich gerne lautstark äußern: Siberian Huskies, Beagles, Yorkshire Terrier, Chihuahuas, usw.

Wenn du auf das Bellen und die Signale deines Hundes reagierst, kannst du Vertrauen aufbauen und eure Bindung stärken. Achte auf seine Körpersprache: Körperhaltung, Schwanzwedeln und -wedeln, Augenkontakt und Gesichtsausdruck. Achte auf Verhaltensmuster – bellt er immer zu einer bestimmten Zeit oder an einer bestimmten Stelle?

Was sind die üblichen Auslöser für das Anbellen von fremden Menschen?

Wenn du in der Lage bist, die Signale deines Hundes vorherzusehen oder zu entschlüsseln, muss er nicht so lange oder so laut bellen, um seine Bedürfnisse auszudrücken.

Dominanzverhalten

Hund zeigt dominantes Verhalten gegenüber Menschen

Der Hund glaubt vielleicht, dass er der Anführer des Rudels oder der Alphahund ist und behauptet seine Dominanz über dich und die anderen Familienmitglieder.

Er kann bellen oder knurren, wenn du Blickkontakt aufnimmst oder eine korrigierende Stimme benutzt, Stimmkommandos ignorieren oder an der Leine ziehen, damit er vor dir läuft. Sie können auch ihr Futter bewachen und aggressiv werden, wenn sie fressen.

Wenn dein Hund dominant ist, musst du deine Position als Anführer des Rudels behaupten.
Bringe ihm Kommandos bei. Bevor du den Hund von der Leine lässt, ihm Futter gibst oder ihn badest, solltest du ihn bitten, ein paar Kommandos auszuführen: Sitz, Bleib usw. Das stärkt nicht nur deine Autorität, sondern auch die Kommandos, mit denen du ihn vom Bellen oder aggressiven Verhalten abhalten kannst. 

Füttere und pflege den Hund persönlich. Alphahunde sind für ihre Stärke und ihre Fähigkeit, das Rudel zu führen, bekannt. Indem du die Verantwortung für die Mahlzeiten und die Pflege übernimmst, zeigst du, dass du der Hauptversorger für seine Bedürfnisse bist.
Lass ihn nicht an der Leine ziehen. Rudelführer gehen immer voraus oder kontrollieren das Tempo und die Richtung der Bewegungen des Rudels.

Lass ihn nicht auf dich oder andere Menschen springen. Hunde stürzen sich aufeinander, um die Rangordnung im Rudel festzulegen. Daher solltest du das Anspringen und Anknabbern verhindern, auch wenn dein Hund noch ein Welpe ist.

Frustration

Manchmal haben Hunde einfach das Bedürfnis, sich zu beschweren und ihre Frustration auszudrücken: “Du bist mein Herrchen, aber mir gefällt nicht, was du getan hast.”
Sie bellen nicht nur, sondern gucken dich auch an, gehen weg, drehen dir den Rücken zu oder verstecken sich unter dem Sofa oder an einem anderen Ort, an dem du sie nicht erreichen kannst. Auch wenn das Gefühl vorübergeht, kann ständige Frustration dazu führen, dass ein Hund ängstlich und depressiv wird.

Bellt dein Hund viel nachts?

In unserem Artikel „Hund bellt nachts“ haben wir die besten Expertentipps für dich zusammengestellt.

Tipps, um deinem Hund das Anbellen von Menschen abzugewöhnen

Wenn das Bellen deines Hundes exzessiv ist und tiefere Ursachen hat, kann dir dein Tierarzt oder Hundetrainer die richtigen Maßnahmen und ein Programm zur positiven Verstärkung empfehlen. 
Es gibt aber auch Dinge, die du im Alltag tun kannst, um das Bellen zu unterdrücken, die Auslöser zu minimieren und das Bellen zu stoppen, wenn es zu unpassenden Zeiten geschieht.

Bleib ruhig

Wenn du schreist oder Anzeichen von Aggression zeigst, wird dein Hund noch ängstlicher und aggressiver, und das Bellen kann noch schlimmer werden.
Du musst entschlossen, ruhig und beherrscht sein, um deinen Hund zu beruhigen und deine Position als “Alpha” im Rudel zu behaupten. Achte auf deinen Tonfall und deine Körperhaltung, die dein Hund viel intuitiver versteht als alle Worte.

Positive Verstärkung durch Lob und Leckerlis

Der beste Weg, einen Hund zu trainieren oder eine schlechte Angewohnheit wie das Bellen zu ändern, besteht darin, erwünschtes Verhalten zu belohnen (positive Verstärkung) und Belohnungen für unerwünschtes Verhalten zu streichen (negative Bestrafung).
Nehmen wir an, dein Hund bellt, um ein Leckerli zu verlangen. Halte das Leckerli zurück, während er bellt, und gib es ihm erst, wenn er fünf Sekunden lang still ist.
Genauso solltest du bellendes Verhalten nicht belohnen. Wenn du deinem Hund zum Beispiel immer Futter gibst, wenn er am Tisch bettelt und bellt, dann bringst du ihm bei: “Wenn ich laut genug bin, bekomme ich, was ich will.” 
Wenn du das Bellen konsequent ignorierst und ihn belohnst, wenn er geduldig und ruhig wartet, dann lernt der Hund, wie er auf andere Weise deine Aufmerksamkeit bekommen kann.

Übe das Abbruchsignal

Das Abbruchsignal ist ein Wort oder ein Handkommando, das dem Hund sagt, dass er aufhören soll, was er gerade tut. Es kann bei übermäßigem Bellen oder anderen unerwünschten Verhaltensweisen wie dem Springen in Pfützen angewendet werden. Abbruchsignale werden normalerweise in Gehorsamsschulen gelehrt, aber du kannst sie auch zu Hause durch konsequente positive Verstärkung lernen.

Hilf deinem Hund, sich sicherer zu fühlen

Wenn das Bellen deines Hundes durch Ängste verursacht wird, kannst du eine beruhigende Umgebung schaffen.

Entferne Auslöser, die das Bellen verursachen. Wenn dein Hund zum Beispiel Menschen anbellt, die er durch ein Fenster sieht, ziehe Vorhänge oder Jalousien an, um die Sicht zu versperren. 

Schaffe ein “Hundeasyl” mit Kuscheltieren, leisen Geräuschen und einem Bereich, in dem er sich verstecken kann. Das ist besonders effektiv für Welpen oder Hunde mit Trennungsangst, denn so lernt der Hund, sich selbst zu beruhigen, wenn du weg bist. 

Sorge für einen geregelten Tagesablauf und baue Spaziergänge und körperliche Aktivitäten ein, die helfen können, nervöse Energie und Langeweile abzubauen. Lege zum Beispiel Futter in ein Futterpuzzle, damit dein Hund für das Leckerli arbeiten muss.

Abschreckung

Abschrecken ist eine Form des Trainings für dominante Hunde, die du wahrscheinlich von Martin Rütter kennst. Du bespritzt den Hund mit einer Wasserflasche, Sprühflasche oder einer Wasserpistole mit Wasser, wenn er unerwünschtes Verhalten zeigt. Der Hund lernt, dass Bellen mit einer unerwünschten Erfahrung verbunden ist, und erkennt deine Position als Rudelführer an.

Die Abschreckungsmethode sollte jedoch nicht bei unsicheren oder ängstlichen Hunden angewendet werden. Sie wird den Hund nur noch nervöser machen, weil sie eine weitere Bedrohung darstellt.


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Geschrieben von: Heiko Schneider

Heiko Schneider hat mehr als 35 Jahre Erfahrung mit Hunden. Seit 2007 engagiert er sich im Tierschutz und hat mehr als 5 Jahre Erfahrung als Auffangstation für Tierschutzhunde. Im Alltag arbeitet er deshalb eng mit Ernährungsberatern und Tierarztpraxen in Bochum zusammen. Sein Ziel ist es, angehenden Hundehaltern bei der Wahl und Haltung ihres Vierbeiners zu helfen.

Hast du Fragen zu diesem Thema? Wir antworten dir gerne in den Kommentaren.

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