Dein Welpe beißt? 6 Tipps, um Welpen das Beißen abzugewöhnen.

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Hundeexperte

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Welpe beisst

Dein Welpe beißt? Ist er häufig überdreht und beißt in Hände und Füße? Knurrt er vielleicht sogar? Ich kenne das aus meiner langjährigen Hundeerfahrung nur zu gut und habe schon einigen Hundehalterngeholfen, ihren Welpen das Beißen abgewöhnen zu können.

Zunächst mal eine häufige Frage mit einer sehr guten Nachricht für dich.

Ist es normal, dass Welpen beißen?

Es ist völlig normal dass Welpen beißen. Gerade im Welpenalter entwickeln sich nicht nur die Zähne, sondern auch der Drang, ihre Umgebung näher zu erforschen. Ähnlich den menschlichen Babies, nehmen auch Welpen gerne viele Dinge in den Mund.

Du hast also keinen außergewöhnlich aggressiven Welpen zuhause, den du nie wieder in den Griff bekommen wirst, sondern einen ganz normalen kleinen Hund, der noch ein paar Dinge lernen muss.

Für Menschen ist dieses Verhalten natürlich nicht wirklich akzeptabel. Weil wir es für Pöbelei und aggressives Verhalten halten. Und so ganz nebenbei sind die ca. 28 kleinen Welpenzähne auch noch ziemlich schmerzhaft.

Die Beißhemmung fördern: So einfach kannst du deinem Welpen das Beißen abgewöhnen

Die so genannte Beißhemmung ist etwas, was die meisten Welpen auf ganz natürliche Weise lernen. Und zwar nicht durch das Zusammenleben mit Menschen, sondern in der Kinderwiege.

Wenn Hundewelpen noch mit ihren Geschwistern zusammen sind, ergibt sich im Spiel immer wieder, dass sie mal zu feste beim Spiel zubeißen. Das Geschwisterlichen reagiert dann in der Regel so, dass der Welpe schnell lernt, wenn er zu viel Druck beim Beißen ausübt.

Welpen lernen die Beißhemmung beim Spiel untereinander. Du kannst die Beißhemmung aber auch trainieren.
Welpen lernen die Beißhemmung schon früh im Spiel untereinander. Ein Training hilft das zu verfestigen und das Beißen abzugewöhnen.

Genau deshalb halte ich die Methode des bekannten Hundetrainers Cesar Millan für einen der effektivsten Wege, Welpen das Beißen abzugewöhnen.

Weil sie den natürlichen Weg nachahmt und ganz einfach funktioniert.

Ein wichtiger Faktor bei dieser Methode ist, dass du mit deinem Hund auf spielerische Weise die Beißhemmung trainierst.

Dazu muss man verstehen, dass Hunde sich untereinander auch über den Mund ertasten und ausloten. Das geschieht normalerweise durch ein sehr sanftes Beißen, dass manchmal etwas heftiger aussieht, als es eigentlich ist.

Im Spiel oder im Eifer des Gefechts, kann es aber immer wieder passieren, dass ein Welpe mal etwas zu fest mit dem Maul „tastet“. Unter Hunden signalisiert der gebissene Hund dann über ein Jaulen, dass das jetzt zu feste war und wehgetan hat.

Beende das Spiel, wenn dein Welpe beisst

Wenn dein Welpe die Beißhemmung noch nicht vollständig verinnerlicht hat, kommt es häufig mal zu einem schmerzhafteren Biss im Spiel.

Passiert ein solcher Biss während du mit deinem Welpen spielst, machst du folgendes:

  1. Das Körperteil, in das dein Welpe gebissen hat, sofort erschlaffen lassen. Keine Gegenbewegung und keinen Gegendruck ausüben.
  2. Gleichzeitig einen jaulenden Ton von dir geben. Wenn du nicht jaulen möchtest, ist ein anderes Wort, wie ein kräftiges „Aua!“ völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, dass du in der Abgewöhnungsphase immer das gleiche Wort nutzt und nicht dauernd wechselst.
  3. Lässt dein Welpe nach, ignorierst du den Hund für die Dauer von ca. 10 bis 20 Sekunden und animierst ihn danach wieder zum Spielen.

Sehr wichtig sind bei dieser Methode genau 2 Dinge:

Zu keinem Zeitpunkt, solltest du die Hand oder den Fuß, in den dein Welpe gerade gebissen hat, wegziehen. Ich weiß, dass das ordentlich wehtun kann und ich weiß auch, dass man im Reflex gerne mal zurückzieht.

Mit dem Zurückziehen würdest du aber den natürlichen Jagdtrieb deines Hundes aktivieren. Das Resultat ist, dass dein Welpe eigentlich noch mehr Lust bekommt, dich zu beißen.

Der zweite wichtige Faktor ist, dass du die oben genannte Übung nicht häufiger als insgesamt drei Mal innerhalb von 15 Minuten durchführst. Nach dem dritten Mal wird es dann einfach Zeit für eine kleine Spielpause.

Was kann man tun, wenn ein Welpe aggressiv ist?

Es kann vorkommen, dass der oben genannte Trainingsweg nicht funktioniert. Besonders häufig bei Hunden, die zu früh von der Mutter getrennt wurden.

Nicht funktioniert, bedeutet in diesem Fall, dass dein Welpe gar nicht erst auf dein „Aua“ oder Jaulen reagiert. Sich vielleicht sogar angespornt fühlt und weiter beißt.

Wenn dein Welpe beißt und knurrt ist er nicht aggressiv

Auch bei einem solchen Welpen ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Es bedeutet auch nicht, dass dein Welpe aggressiv ist, weil Hunde das von Natur aus gar nicht sind.

Sollte dein Hund auf dein Jaulen nicht reagieren und vielleicht sogar knurren, solltest du dich sofort umdrehen und die Umgebung verlassen. Nicht schimpfen, nichts sagen, nicht bestrafen.

Einfach aufstehen und gehen.

Wenn du diese Übung noch ein wenig weiter treiben möchtest, kannst du auch den Raum verlassen und dafür sorgen, dass dein Welpe kurzzeitig nicht hinter dir herkommen kann. Zum Beispiel, indem du die Tür hinter dir schließt.

Deinem Hund Alternativen bieten

Welpen sind in einer Phase, in der sie alles ausprobieren, was man irgendwie ausprobieren kann. Dazu gehören natürlich auch diese herrlichen, kleinen, spitzen Zähne, die man jetzt einsetzen kann.

Ich würde dir empfehlen, deinem Welpen hin und wieder einen nicht zu harten Kauknochen zu geben, damit das Ausprobieren nicht zu Lasten deiner Schuhe, Wände und Türrahmen geht.

Du wirst damit nicht vollständig verhindern können, dass das ein oder andere Lieblingsteil dran glauben muss, verringerst das Risiko aber ein wenig.

Rausgehen als Alternative, wenn dein Welpe beißt

Das Beißen, Schnappen und Zwicken kann durchaus auch von einem Überschuss an Energie kommen.

Dein Welpe ist überdreht und beißt.

Versetz dich mal in die Lage eine so jungen Hundes: du hast Kraft für 10, möchtest die Welt entdecken und dazu noch beste Laune.

Du hättest auch sehr viele Energiereserven, die du dringend mal loswerden möchtest.

Wenn dein Welpe mal wieder komplett die Bude rockt, kannst du deshalb auch einfach mal kurz das Geschirr anziehen und mit ihm rausgehen.

Ein paar Schritte und die Beschäftigung über all dir gut riechenden Dinge da draußen, werden ihn schnell wieder runterholen.

Reagiere auf den Biss deines Welpen niemals mit Aggression

Aggression, oder gar ein Klaps oder Schlag mit der Hand ist in der kompletten Hundeerziehung völlig unnötig und dazu auch noch kontraproduktiv.

Du wirst immer das Gegenteil von dem erreichen, was du erreichen wolltest.

Das Gleiche gilt auch, wenn du deinem Welpen das Beißen abgewöhnen möchtest. Es geht darum, dem Hund spielerisch und durch das Einführen von Auszeiten zu zeigen, dass dieses Verhalten nicht erwünscht ist.

Und wenn du dich an meine Anleitung von oben hältst, klappt das in den meisten Fällen auch innerhalb von wenigen Wochen.

Solltest du mit der Situation überfordert sein, bitte ich dich, deinen Tierarzt oder einen Hundetrainer zu kontaktieren. Sie können dir in jedem Fall weiterhelfen.

Wie du den Schnauzengriff bei Welpen anwenden solltest

Ich gebe zu, dass diese Zwischenüberschrift einfach nur deine Aufmerksamkeit erregen soll, wenn du eine Anleitung zum Schnauzengriff bei Welpen suchst.

Dieser so genannte Schnauzengriff ist eine sehr altertümliche Methode zur Hundeerziehung, bei der ein Griff der Hundemutter simuliert werden soll. Statt mit dem Maul natürlich mit deiner Hand.

Dieser Griff ist aber alles andere als wirksam und hat dazu oft noch zwei Folgen, die du wahrscheinlich gar nicht auf dem Schirm hast:

  1. Es kann vorkommen, dass der Hund Angst vor der Hand seines besten Freundes (gemeint bist du) entwickelt. Ein Verhalten, dass du später nie wieder vollkommen aus dem Hund herausbekommst.
  2. Häufig erreichst du mit dem Griff noch das komplette Gegenteil von dem, was du eigentlich erreichen wolltest: dein Welpe wird aggressiv und neigt eher dazu zu beißen.

Dieser so genannte Schnauzengriff kann für deinen Hund sehr schmerzhaft sein und ist der Inbegriff von Methoden zur Hundeerziehung, die zum Glück schon sehr lange vom Tisch sind.

Im Namen deines Hundes bitte ich dich, dich lieber mit den belohnenden Methoden von oben zu beschäftigen. Du kommst damit schneller ans Ziel und die Bindung zwischen deinem Welpen und dir wird wesentlich stärker.


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Geschrieben von: Heiko Schneider

Heiko Schneider hat mehr als 35 Jahre Erfahrung mit Hunden. Seit 2007 engagiert er sich im Tierschutz und hat mehr als 5 Jahre Erfahrung als Auffangstation für Tierschutzhunde. Im Alltag arbeitet er deshalb eng mit Ernährungsberatern und Tierarztpraxen in Bochum zusammen. Sein Ziel ist es, angehenden Hundehaltern bei der Wahl und Haltung ihres Vierbeiners zu helfen.

Hast du Fragen zu diesem Thema? Wir antworten dir gerne in den Kommentaren.

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